Geländebauer Peter Hasenböhler

im Interview mit Swiss Eventing News-Redaktor Christoph Meier


Geländebauer Peter Hasenböhler erläutert seinem Assistenten Andreas Riedl (links) und dessen Partnerin seine Vorstellungen zu den Ein- und Zweisternstrecken an der Militärakademie in Wiener Neustadt.

Peter, wir kennen uns bereits aus der Zeit, als du noch selbst aktiv CC rittest - unvergesslich die Einstern in La Valletta bei der Baronin. Was hat sich seither wesentlich geändert an unserem Sport, was sich auf den Crossbau auswirkt?
PH: Wir machten in den 80-er Jahren die Pisten zu schnell und stellten die Sprünge an die falschen Orte. Früher gab es viel mehr Gehorsamsübungen, die bremsten. Bei der OS Bromont, Kanada 1976 hatte es Kombinationen, die aus dem Trab angeritten werden mussten. Es gab aber viele Stürze, auch infolge der Bauweise mit dünnen Stängelchen. Es war ein völlig anderer Sport. An den OS Barcelona 1992 wurde der Wandel zu viel massiveren Hindernissen sichtbar, den Wolfgang Feld stark förderte. Heute baut man ein Grundgerippe auf einer Strecke mit coupiertem Geläuf, um auch Balance und Gehorsam abzufragen, und möbliert dieses dann zusätzlich mit transportablen Hindernissen.

Was ist heute gerade Mode im Crossbau? Wer gibt international den Ton an? Und was hältst du vom aktuellen Stand der Kunst?
PH: Trend ist, dass man auch auf traditionellen Plätzen jedes Jahr eine neue Strecke baut. Ein weiterer Fokus liegt darauf, dass man medienkonformer baut. Man will von drei bis vier Punkten das ganze Gelände einsehen. Die Strecken sind generell kürzer geworden und heute ist es auch möglich, einen Punkt zu integrieren, an dem sich die Strecke kreuzt. Man baut Komplexe. Die Wasserkomplexe haben sich stark verändert, wurden freundlicher, vor allem aufgrund der Wassertiefe, die heute auf 30cm beschränkt ist in FEI-Prüfungen. Es geht nicht mehr um das Va-banque-Spiel Sturz oder nicht, sondern nur noch um das Abfragen des Vertrauens der Pferde, überhaupt ins Wasser zu springen. Heute bemüht man sich viel mehr um die Bodenbeschaffenheit im Wasser, dass man z.B. bei der Landung den Boden im Wasser leicht abfallend und beim Aufsprung den Boden leicht anziehend baut um die Aufgabe pferdegerechter zu machen und Stürze zu vermeiden. Die vielen schmalen Sprünge bewirken, dass alle Pferde am gleichen Punkt abspringen. Dies erhöht die Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit am Absprung- und Landepunkt. Ein delikates Beispiel ist Fontainebleau mit dem Sandboden. Es ist schwierig, dem ersten und dem letzten Paar die gleichen Bedingungen zu bieten.

WM Aachen 2006 war bezüglich Crossbau fast schon revolutionär was das Profil der Sprünge betrifft. Seither ist weltweit zu beobachten, dass dem Profil der Sprünge mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Sprünge werden abgerundet, man sieht kaum mehr so scharfkantige Kisten wie früher. Heute wird auch viel mit Hecken gearbeitet. Man hält den festen Teil eines Hindernisses relativ niedrig, in einer Viersterneprüfung z.B. 80-90cm, kann dann aber mit der Hecke bis 145cm gehen. Damit ist es durchaus anspruchsvoll, aber pferdefreundlich.

Und man sieht seither viel mehr schmale Sprünge. Unexaktes Reiten bei schmalen Sprüngen ergab in Aachen viele Vorbeiläufer, aber fast keine Stürze. Technisches Reiten und Gehorsam des Pferdes wurde sehr ausgiebig abgefragt in Aachen. Damit wurde eine klare Tendenz eingeläutet, die bis heute nachwirkt.

Wesentliche Elemente bei der Gestaltung eines Kurses sind heute auch die Dekoration und die Flaggen, die als Mittel genutzt werden, um einen Sprung leichter oder schwerer zu machen.

Und zur Frage, wer den Ton angibt: die internationalen Crossbauer haben guten Kontakt zueinander und schauen sich auch gute Ideen ab. Und doch behält jeder seine Handschrift.

Hier ein paar aktuelle Bilder von Hindernissen der Viersternstrecke von Pau 2013:

Mitten im flachen, weiten Geläuf eine Aufgabe, die einige Fehler provozierte: zwei schmale Sprünge auf einem Bogen, der konzentriert und genau geritten werden musste. Der Baum verdeckt die Sicht auf das zweite Element.

Hier die Sicht vom Landepunkt von A auf Element B (links im Bild Christian Achard. Er produziert und vermietet über sein Unternehmen Equibois Hindernisse in ganz Europa.

 

Aufmerksam machender Sprung unmittelbar vor dem zweiten Wasserkomplex

Einsprung ins - hier noch nicht vorhandene - Wasser. Im Hingergrund der Ecksprung 25 B

Hier aus der Nähe. Es folgt eine scharfe Wendung auf Element C

Noch idealer wäre die Sprungfolge 25A-B-C auf dem Ausschnitt einer Zirkellinie, damit nicht mehr interveniert und die Linie korrigiert werden muss

Hier wird das System 'Fester Teil nur ca. 90cm, Rest Hecke' besonders deutlich

Die obigen Bilder stammen aus der Viersternprüfung von Pau im vergangenen November, wo du als Assistent von Pierre Michelet mitbeteiligt warst am Crossbau: Wo sind deines Erachtens die Grenzen technischer Herausforderungen an die Reiter?
PH: Wir müssen aufpassen, dass wir es mit den technischen Komplexen nicht übertreiben. Dazwischen müssen Pferd und Reiter etwas Luft haben, um das Geleistete zu verarbeiten. Wenn zuviele anspruchsvolle Aufgaben zu schnell hintereinander folgen, sind beide sonst irgendwann in ihrer Konzentrationsfähigkeit überfordert. Mit längeren Strecken und weniger Sprüngen fördert man aber das Tempobolzen und überlegt sich heute schon wieder, mehr Sprünge pro Streckenkilometer zu platzieren, um das Tempo zu bremsen.

Wie wird sich deiner Meinung nach der Crossbau in den nächsten Jahren entwickeln? Gibt es absehbare Tendenzen?
PH: Ich könnte mir vorstellen, dass schon beim Geläuf, bei der Coupierung des Geländes und der Bodenbeschaffenheit die Tendenz wieder etwas weg von den flachen Geländeprofilen führt. Die diesjährige Weltmeisterschaft im Haras du Pin findet in einem stark coupierten Gelände statt, das hohe Ansprüche an die Kondition stellen wird. Ein coupiertes Gelände gibt dem Crossbauer eine Vielzahl von Möglichkeiten, die er auf einer völlig flachen Strecke nicht hat. Aber wir versuchen auch bei ganz flachen Strecken wie Boekelo und Breda künstliche Geländeschwierigkeiten wie Coupierungen einzubauen um die Balance und die Kondition abzufragen.

Ein gutes Beispiel war die Pony EM 2008 in Avenches. Viele kamen mit der Erwartung, Avenches sei völlig flach. Die Strecke hatte aber ein paar Hügel drin und auch technische Bremser, die bewirkten, dass nur gerade vier Paare in der Zeit waren.

Dann wird wahrscheinlich auch auf klassischen, seit Jahrzehnten bestehenden Strecken vermehrt mit mobilen Sprüngen gearbeitet, um mehr Abwechslung, neue Herausforderungen zu schaffen, aber auch um die Böden rund um bestehende Sprünge zu entlasten.

Hier noch einige Bilder von Breda 2013

So werden die Hindernisse von Equibois angeliefert.

Eine einladende Aufgabe mit relativ breiter Front zu Beginn

Auch im flachen Holland kann man eine Sky-Jump-ähnliche Aufgabe stellen, wenn man die leichten Coupierungen ausnutzt. Die Herausforderung für Pferd und Reiter besteht nicht zuletzt darin, sich im Flug bzw. bei der Landung sofort auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren, hier einen Ecksprung, der auf gebrochener Linie folgt und als zweites Kombinationselement keine vorgängige Volte erlaubt. Es steht eine Alternative zur Verfügung, die allerdings bereits beim Anreiten von Element A gewählt werden muss.

Holland ist das Land der Blumen...

Schmaler Sprung im Wasser, das aber so wenig tief ist, dass die Pferde normal galoppieren können

Je nach Positionierung kann man dieselben Sprünge mit leichten Veränderungen für verschiedene Stufen verwenden

Bei Sprüngen mit Früchten muss man immer ein paar davor oder daneben legen, damit die im Sprung nicht geklaut werden.

Hier sieht man den Blumenreichtum besonders gut. Es geht nicht nur darum, den Teilnehmern stufengerechte Aufgaben zu stellen, sondern auch darum, medienkonform und zuschauerfreundlich zu bauen. Geländehindernisse dürfen und sollen auch schön, ja kunstvoll gebaut sein.

Die Pflanzen vor und neben dem Hindernis helfen dem Pferd, die Aufgabe zu lösen

 

Siehst du einen Unterschied zwischen dem, was in der Schweiz an den kleinen B-Turnieren gebaut wird, und dem was du und deine Kollegen international bauen?
PH: Breda zu bauen, war eine absolute Freude. Es waren lastwagenweise Blumen und weiteres Dekorationsmaterial vorhanden. Keine einzige Absprunghilfe musste mit Holz gebaut werden. 80% der Sprünge in Breda sind gemietet. Das ist ein Trend, der in der Schweiz noch nicht ganz angekommen ist. Mit diesem Konzept habe ich jedes Jahr neue Sprünge und kann neue Ideen verwirklichen. Ich kann immer wieder neue Aufgaben stellen. Und mit transportablen Hindernissen kann ich mit denselben Sprüngen verschiedene Stufen bauen, sei es durch die leichte Änderung der Stellung, der Distanzen, durch Verkürzen der Hecken und das Platzieren der Dekoration und der Flaggen.

Viele von uns haben keine Vorstellung von den Kosten einer Geländestrecke. Kannst du uns ein paar Beispiele nennen?
PH: Es ist für viele noch ungewohnt, dass man heute Geländestrecke mit diesem Mietkonzept baut, das im Endeffekt mit all den Vorteilen günstiger und attraktiver ist als das frühere Konzept mit den festen Sprüngen, die für die Ewigkeit gebaut wurden. Wer genaue Zahlen wissen will, darf mich gern direkt ansprechen.

Der französische Lieferant Equibois liefert in ganz Frankreich Sprünge für alle grossen Strecken, aber auch für Breda, Aachen, Tendenz steigend. Der Hindernisbauer und Eigentümer von Equibois, Christian Achard, kommt dieses Jahr mit mir zu einem Hindernisbauerkurs nach Strzegom, an dem alle polnischen Hindernisbauer teilnehmen werden.


In den meisten Strecken gibt es zwischendrin einmal einen etwas weniger anspruchsvollen Sprung. Man spricht von 'Erholungssprüngen' oder 'Füllsprüngen'. Was hältst du davon?
PH: Wenn ein 'Füllsprung' kommt, dann soll er Vorbereitung für den nächsten Komplex sein
Aber immer auf dem Niveau der Kategorie! Wenn plötzlich ein Sprung kommt, der überhaupt nicht dem Niveau der ausgeschriebenen Kategorie entspricht, laufen Reiter und Pferd Gefahr, ihn nicht ernst zu nehmen, nicht konzentriert anzupacken und aus reiner Schluddrigkeit einen Sturz zu provozieren.

 

Bei jedem Unfall kommt die Sicherheits-Debatte wieder auf und man erinnert sich an den Ausspruch von Wolfgang Feld zu seiner Strecke für die Olympischen Spiele in Barcelona 1992: "Gegen hirnloses Reiten kann der beste Geländebauer nichts ausrichten".
PH: Die Sicherheit der Geländestrecken wird erhöht durch die modernen abgerundeten Profile, die korrekten Hecken und die vielen schmalen Sprünge.

In deinen Strecken gibt es immer wieder anspruchsvolle Eck-Sprünge zu reiten, zuletzt die Hecken-Ecke im CNC* in Bern. Es gab drei Stürze in dieser Prüfung, alle an dieser Ecke. Da lohnt es sich vielleicht, den Sprung genauer anzusehen. Bei einer der drei gestürzten Reiterinnnen führte das Anreiten in falschem Winkel, nämlich viel zu rechtwinklig auf die Frontseite der Ecke zu – zum unschönen Sturz. Hier drei Bilder dazu:

BS_Bern13_c1.jpgBS_Bern13_c2.jpg

BS_Bern13_c3.jpg

Könnte man durch ein Stutzen der Hecke auf der Frontseite die Aufgabe klarer machen für das Pferd, damit es früher sieht, dass es sich um einen Hochweitsprung handelt? Im konkreten Fall hätte das abgebildete Pferd dann vielleicht eher verweigert, wäre links vorbeigerannt oder wäre weiter gesprungen?

Hier unten zum Vergleich noch ein Bild mit dem richtigen Anreitwinkel: senkrecht zur winkelhalbierenden Linie der Ecke, bei einer rechtwinkligen Ecke wie der abgebildeten also im rechten Winkel zur 45 Grad-Linie von der linken Eck-Spitze aus gezogen. So sieht es ja ganz einfach aus:
EB_Bern13_c1.jpg


Und hier noch die Ecke vom Bundes-Championat der 6-jährigen Pferde 2013 in Warendorf:
Ist die Aufgabe hier nicht sonnenklar für die Pferde? Und das Anschlagen der Beine wird vermieden durch den deutlichen Fuss?

BuCha-Ecke.jpg

PH: Meine Lehre aus diesem Ereignis ist, dass ich ein nächstes Mal die Führung zum Sprung hin so gestalten werde, dass eine völlig falsche Linie, wie sie von den drei Gestürzten gewählt wurde, nicht mehr möglich ist. Den Sprung werde ich besser markieren mit weniger wirrer Hecke und hoffen, dass er trotzdem von den sichereren Paaren benutzt wird, obwohl eine Alternative angeboten wurde und wird. Ich habe bereits für das nächste Indoor-Training eine neue Ecke gebaut ohne Hecke als klare übersichtliche Aufgabenstellung für Pferde und Reiter.

 

Was hältst du von Indoor-Trainings und Indoor-Prüfungen mit festen Hindernissen? Haben diese Prüfungen eine vergleichbare Zukunft wie die Hallenturniere der Springreiter? Oder ist es eher eine Mode, die wieder verschwinden wird?
PH: Indoor-Trainings mit festen Hindernissen für Technik und Gehorsam im Winter ja, biete ich ja auch selbst in Avenches an. Auch eine Show, eine Demonstration von ein paar wenigen Spitzenpaaren über schön und klug gemachte Hindernisse in der Halle kann ich mir vorstellen, um neue Leute für unseren Sport zu begeistern. Die Palexpo-Halle in Genf würde sich z.B. dafür eignen. Aber den Prüfungen in Stuttgart und Salzburg, aber auch den kleineren in der Schweiz stehe ich kritisch gegenüber. Die Gefahr, dass der Schuss hinten raus geht und das Publikum einen schlechten Eindruck von unserem Sport erhält, ist gross. Tempo-Bolzerei in sehr engen Verhältnissen sieht eigentlich selten attraktiv aus. Kommt dazu, dass die meisten Aufbauer die Erfahrung nicht haben, was man wie in die Halle stellen kann und soll. Wasserhindernisse in der Halle sind mit sehr viel Umsicht aufzustellen, wenn überhaupt. Ein Bidet von 3m x 5m ist für die meisten Paare sehr unfair und funktioniert eigentlich nur bei denen, die es üben konnten im Vorfeld der Prüfung. Dann müssen die Linien sehr gut gewählt sein. Es gilt noch mehr als im Gelände, dass Wendungen auf der Ideallinie geritten werden können, und die entspricht immer dem Ausschnitt eines Kreisbogens. Nur so können sie flüssig geritten werden. Andere Wendungen führen zu wüstem Gezerre und hässlichen Bildern.

Ebenfalls für ungeeignet halte ich den Einbau von fallenden Hindernissen zwischen den festen. Im Zusammenhang mit dem meist zu hohen Tempo führt es zu vielen Fehlern, die wiederum nicht imagefördernd sind für unseren Sport.

Die Indoorprüfung in Stuttgart lebt vom grossen Star Michael Jung. Aber auch hier wäre mir eine Demonstration lieber als eine Prüfung, in der es immer wieder viele unschöne Bilder zu sehen gibt.

 

Was für Geländestrecken und was für Regeln braucht der CC-Sport, damit er olympisch bleibt und über die Insider hinaus mehr Publikum und mehr 'Fans' kriegt?
PH: Die Gefahr, dass die Vielseitigkeit aus dem olympischen Programm fällt und zum Beispiel der Endurance weichen muss, war schon grösser. Ich glaube nicht, dass Regeländerungen bei diesem Entscheid ins Gewicht fallen. Ebenso heikel ist eine Prognose, ob die Schweiz wieder einmal dabei sein wird bei Olympischen Spielen. Für eine kleine, in dieser Sportart wenig bedeutende Randnation wie die Schweiz ist es schwierig, sich für OS zu qualifizieren, da wir zu einer Zone gehören, in der die weltbesten Reiter der grossen CC-Nationen aktiv sind.

 

Warum boomt der CC-Sport weltweit - nur in der Schweiz ist er im Niedergang?
PH: Aus meiner Sicht als Geländebauer gibt es in der Schweiz zu wenig attraktive Strecken. Und zu wenig ausgebildete Geländebauer, die sich laufend weiterbilden und neu orientieren. Es gälte vermehrt die alte Weisheit zu beachten: Schuster bleib bei deinem Leisten. An vielen Orten ist es gar nicht der beauftragte Geländebauer, sondern der OK-Präsident, der sagt, welcher Sprung wo aufgebaut werden muss. Und die Chance, dass ein OK-Präsident oder sonst ein Funktionär auch noch ein begnadeter Crossbauer ist, ist verständlicherweise nicht sehr gross.

Wenn wir aber in der Schweiz einmal eine attraktive Prüfung haben, sollten die Schweizer Paare nicht ins Ausland gehen. So ein ganz klein wenig Nationalismus schadet nicht. Attraktive FEI-Prüfungen würden in der Schweiz wohl auch eher angeboten, wenn mehr ausländische Teilnehmer angelockt werden könnten. Aber wegen der hinderlichen Zollbestimmungen kommen praktisch keine Ausländer in die Schweiz. Damit haben die Schweizer Aufbauer weder ein Feedback von internationalen Paaren, die keine Rücksicht auf Empfindlichkeiten der hiesigen Funktionäre und Anbieter nehmen müssen. Und sie erleben zuwenig Konkurrenz. Es wäre meiner Meinung nach eine wichtige Aufgabe des Verbandes, sich für eine Aufhebung dieser hinderlichen Zollbestimmungen einzusetzen.

Einen weiteren Grund für den Rückgang der Vielseitigkeitsreiterei in der Schweiz sehe ich in der Ausbildung. In der ODA- und der Vereinstrainerausbildung kommt die CC-spezifische Ausbildung viel zu kurz. Nicht einmal mehr für die Springlizenz muss man ein Dressurprogramm reiten, sondern nur noch ein wenig auf einer Volte rumgondeln. Diese Zurückstellung der Anforderungen an die dressurmässige Ausbildung der angehenden CC-Reiter ist ein verkehrtes Signal und führt in die falsche Richtung. Denn die Anforderungen sowie die Konkurrenz sind im internationalen CC-Sport sowohl in der Dresssur wie im Springen stark gestiegen. Es müsste also nicht weniger, sondern mehr Dressur- und Springkompetenz gefordert werden. Dann muss man auch bei den Reitern ansetzen: Für viele CC-Reiter ist Dressur eine Schikane und sie sind zu bequem oder zu wenig motiviert, Dressur zu arbeiten. Dies zeigt sich auch in der Präsentation der Pferde. Wo ist der Stolz, ein schönes Pferd zu präsentieren, hingekommen?

Was wäre dein Traum-Auftrag als Crossbauer? Wo möchtest du einmal bauen?
PH: Ich konnte mir schon viele Träume erfüllen. Ich durfte mitbauen bei Aachen und bei vielen Viersternprüfungen. Dieses Jahr bin ich dabei bei den WM im Haras du Pin. Ein Traum wäre natürlich 2016 in Rio mitzuwirken.