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Dritte Qualifikationsprüfung im CC-Stilcup Wegelin & Co. 2009 / B2
(Fotos Tamara Acklin)
8.6.09/cam. Das topographisch im Vergleich zu Frauenfeld und Baar deutlich anspruchsvollere Gelände in Bülach, die Linienführung mit Wendungen im und am Hang und die teilweise vielleicht etwas ungewohnte und überraschende Bauweise der Hindernisse wirkte sich sichtbar aus auf die Stilreiterei. So waren Paare, die in einer der ersten beiden Quali-Prüfungen noch völlig souverän wirkten, in Bülach stärker gefordert und erzielten nicht mehr gleich hohe Noten. Dies ist durchaus gut so und soll verhindern, dass wir auf den Lorbeeren ausruhen, denn spätestens beim Aufstieg in eine höhere Prüfungskategorie merken fast alle, dass es auch schwieriger wird, stilistische Grundsätze einzuhalten. Bei mir selbst war dies sehr gut sichtbar beim Wechsel von 2* zu 3*. Ritt ich in 2*-Prüfungen noch schnell, frech, nahm die Pferde kaum merklich aus dem Tempo vor den Sprüngen, so waren in den 3*-Prüfungen viel deutlichere Rhythmusänderungen zu sehen, sah man, dass ich auf Nummer sicher gehen wollte mit der Annäherung. Es kam aus, dass ich in hohem Tempo nicht fähig war, mit Sicherheit in eine gute Absprungzone zu reiten. Im Unterschied zu mir schaffte das meine heutige Stilexperten-Kollegin Barbara Welten viel besser. Sie ritt auch gegen die grösseren Brocken rhythmisch, schnell und frech.
Genau solche Unterschiede liessen sich nun auch in Bülach feststellen. Am Hang, bei scharfen Wendungen, bei Ab- und Aufsprungkombinationen zeigen sich sonst weniger sichtbare Mängel im Stil deutlicher. Man sah einige ReiterInnen, die ihre Pferde unter vollem Einsatz der Gewichtshilfen vor sich her schoben, in Zickzacklinien auf die Sprünge zu zackelten, einseitig am Zügel zogen in Wendungen und damit die Rutschgefahr noch erhöhten. Es gab aber auch einige Bilder von an sich zügig galoppierenden Pferden, die aber überhaupt nicht geschlossen waren, sondern lang und auseinandergefallen durch die Prärie schepperten - was sich in schwachen Sprüngen mit Touchieren oder gar in Vorkommnissen wie Refus, Run-Out oder Sturz zeigte. Darunter waren auch Paare, die fehlerlos durch's Gelände kamen und trotzdem stilistisch nicht überzeugten, sei es, dass die Pferde bereits nach zwei Drittel der Strecke leer und lang wirkten sei es, dass die Reiter nicht genug fit aussahen. Generell gilt, dass unser Sport sowohl an die Pferde wie an die Reiter gewisse athletische Forderungen stellt, aber es gilt ganz speziell für Geländestrecken mit einer Topogaphie wie Bülach.
Athletischer please!
Der wichtigste Wunsch unter dem Aspekt von Stil und Sicherheit im CC wäre unsererseits nach Bülach also: macht eure Pferd und euch selbst noch fiter, noch athletischer. Pferd und Reiter brauchen Muskeln, die sowohl Schnellkraft wie Tragkraft gewährleisten - und beide brauchen Luft! Die Anforderung nach mehr Athletik lässt sich keineswegs auf das Körpergewicht reduzieren - aber dass die Aufgabe mit dem Herumschleppen von unnötigem Fettgewicht für Pferde und Reiter nicht einfacher wird, sollte einleuchten. Aber es gibt auch dünne Leichtgewichte, die zu wenig athletisch sind, zum Beispiel Kinder, die schlicht die Kraft noch nicht haben, ein Pferd zu schliessen, vor's Bein zu bringen und vorne mal ein wenig gegenzuhalten. Es geht also einerseits darum, sich und sein Pferd den jeweiligen Möglichkeiten gemäss athletischer zu machen, andererseits auch darum, die richtige Paarung zu finden. Ein 40 Kilo-Mädchen kann auf einem Riesenbrummer vielleicht bei aller Fitness nichts ausrichten und umgekehrt nützt die ganze Kraft eines 120-Kilo-Budybuilders nichts, wenn das zarte Rennerli unter ihm schon beim Aufsteigen fast zusammenbricht. Und wer im Ziel einer so kurzen Strecke keucht wie eine Dampflok, sollte sich vielleicht einmal mit seiner Lunge unterhalten. Könnte ja sein, dass die ganz gut auch mit weniger Rauchzufuhr auszukommen gewillt wäre...
Schöne Bilder
Selbstverständlich gab es auch ganz tolle Bilder und überzeugende Ritte.
Wer wie Stilsiegerin Eva Siegenthaler auf ihrer Nubia die Hände immer ruhig beieinander hat und sein Pferd nie mit einseitigen Zügeleinwirkungen aus der Balance bringt, führt auch sicher bei erhöhten Anforderungen.
Wem wie dem Stil-Zweiten Patrick Rüegg der stets unterstützende Unterschenkel um keinen Zentimeter verrutscht am, über und nach dem Sprung, der behält sein Pferd auch vor sich, wenn es rauf und runter geht.
Wer wir die Stil-Dritte Julia Zimmermann mit feiner, elastischer Verbindung reitet und die Vorhand nicht mit übertriebenem Vorkippen des Oberkörpers belastet, hat gute Chancen, auch am Hang in Balance zu bleiben.
Wer, wie die Stil-Vierte Jasmin Gambirasio, sein Pferd stets vor dem Bein hat und auch in der Landephase bereits wieder optimal unterstützt, kann auch ein etwas guckriges Pferd wie an der Schnur gezogen durch Kombinationen reiten.
Wer, wie die Stil-Fünfte Salome Lüdi mit so viel Übersicht reitet, kann das Pferd immer frühzeitig auf die nächste Aufgabe einstellen.
Und wer wie der Stil-Sechste Mario Bührer (gleiche Punktzahl wie die Fünftklassierte, aber in der Gesamtwertung weiter hinten, deshalb im sechsten Stil-Rang) mit so viel gut unterstütztem Rhythmus unterwegs ist, macht es dem Pferd ebenfalls leichter, mit topographischen Schwierigkeiten fertig zu werden.