CC Kloten-Birchwil, 15./16.8.09

 

Sechse Qualifikationsprüfung im CC-Stilcup Wegelin & Co. 2009 / B2

Knackpunkt Topographie

Ranglisten auf www.mybo.ch/kloten
Stilrangliste

Finalqualifizierte

 

17.8.09/cm. Vorteil für die beiden Stilexperten (diesmal unterstützte mich die international erfolgreiche CC-Reiterin Jrina Giesswein) war das coupierte Gelände von Birchwil, das schonungslos alle Balance-Probleme von Reitern und Pferden sichtbar machte, kleiner Nachteil war, dass nur ein Teil der Strecke von einem Punkt aus eingesehen werden konnte. Die Stil-Stars waren diesmal allen voran Olympiareiterin Jenny Eicher, die mit ihrem Garschino die Traumnote 9 erritt und auch mit Zweitpferd Bantrybay Fashion Show mit einer 8 unter die 5 Besten gelangte. Die wichtige Botschaft lautet hier: 'Gutes, effizientes, stilsicheres, ausbalanciertes Reiten mit ruhigem Körper, richtig platziertem und wenn nötig energisch einwirkendem Bein, einer immer klar kommunizierenden Führung hilft jungen CC-Pferden ungemein, ihren 'Beruf' kennen und lieben zu lernen!'
Mit einer verdienten 8.5 auf Stilplatz 2 ritt die frisch gebackene Bereiterin Sue Meerson mit Amant, die sich allerdings trotz der schönen Geländerunde nicht erholen konnte davon, dass ein Dressurrichter ihre Vorführung zwar schlecht bewertete, aber unten aufs Blatt kritzelte 'Schönes Pferd!'
Dritte wurde mit 8.0 die immer wieder mit ihrem ruhigen Oberkörper, ihrer guten Hand und den fast unsichtbaren Hilfen beeindruckenden Rebekka Wermuth mit ihrer Ilona. Wenn die Reiterin den Hauptkontaktpunkt noch vom Knie auf den Unterschenkel verlagern kann im Sprung, ist sie fast nicht mehr zu schlagen. Verdient auf den fünften Platz, ebenfalls mit einer 8.0 ritt Monika Schürmann den routinierten DD Black Magic. Natürlich ist es leichter, gut auszusehen auf einem völlig routinierten Pferd, das selbst die Sprünge sucht, sich selbständig in die richtige Absprungzone hinein manövriert und sich sogar gegen störende Handeinwirkung durchsetzt und den Reiter bei allfäligem Balanceverlust wieder in den Sattel zurückbugsiert. Auch solche Bilder gab es natürlich und dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Reiter sich dessen bewusst ist, wie viel er dem Pferd zu verdanken hat und wie viel noch zu lernen ist. Umgekehrt konnte die sonst sehr stilsicher reitende Prüfungssiegerin Eveline Bodenmüller mit dem hochbegabten jungen Waldmann noch nicht ganz vorne mitmischen in dieser Qualifikationsrunde. Noch ist der dynamische Youngster zu frech, zu quirlig und zu wenig lang im Geschäft, als dass er schon perfektes Stilreiten erlaubte. Aber - dessen bin ich überzeugt - von diesem Paar wird man noch hören.

Die Finalliste wird länger...
Da vier der fünf Besten sich bereits in früheren Prüfungen für den Final qualifizierten und auch diesechstplatzierte Romina Sutter und die achtplatzierte Steffi Mylius bereits dabei sind, und da schliesslich alle mit der gleichen Punktzahl auch über den 5. Platz hinaus finalberechtigt sind (die Rangierung in der Stilwertung bei gleicher Punktzahl ergibt sich aufgrund der besseren Position im normalen Prüfungsklassement) rutschten folgende Klassierte nach ins Feld der Finalteilnehmer (alle mit der Wertnote 7.5):
- Andrea Erne mit Ballyaltons Lough Eske,
- Barbara Spejchalova
mit Torino
- Jacopo Buss mit Wellview Flame
- Kurt Hasenfratz mit Kvinsis
- Pia Menzi mit Lothard
- Sandra Seidinger mit Commander

Vom 'Fleischtransport' zum Reitsport
Noch nicht den Anforderungen an pferdefreundliches und stilsicheres CC-Reiten entsprachen die doch recht vielen Teilnehmer, die bereits bei der ersten Steigung nach Sprung 3 schwer im Sattel sassen und mit wilden Gesässbewegungen das Pferd den Hang hinauf hetzten, dazu lose Zügel und wild gestikulierende Hände. Generell wird für unseren Geschmack zuviel ausgesessen und hier möchten wir wieder einmal ein ganz grundsätzliches Signal geben: CC-Reiten ist nicht Fleischtransport, sondern ein Sport, der gewisse athletische Forderungen an die Reiter stellt. Wer nicht fähig ist, seinen Hintern wenigstens für 5 Minuten aus dem Sattel zu heben, wer beim Stehen in den Bügeln nicht mehr oder nicht genügend treiben kann mit den Schenkeln, wer absitzen muss, damit er überhaupt anklopfen kann mit den Absätzen, der sollte ganz dringend gezieltes Fitnesstraining absolvieren. Das gilt für 35-Kilo-Ponygirls genau so wie für 100-Kilo-Brummer: Aussitzen und das Pferd dazu animieren, vor dem wild wackelnden und weit hinten platzierten Gewicht durch die Prärie rauf und runter zu jagen, ist definitiv nicht 'the fine art of cross country riding'.
Ebenfalls noch bei vielen optimierbar ist die Führung: vielen würden wir am liebsten die 'Zügelbrücke' verordnen, also beide Zügel übereinander gelegt mit beiden sich berührenden Fäusten fassen und erst am Ziel wieder öffnen. So könnten die vielen einseitigen Zügelinterventionen vermieden werden, die das Pferd aus der Balance reissen, was am Sprung dann durchaus zum Anhängen mit oder ohne Sturzfolge führen kann.
Ein kleineres, aber in höheren Kategorien dann durchaus relevantes Problem ist die Oberkörperposition bei Sprüngen mit tieferer Landestelle. Hier sieht man immer noch viele ReiterInnen, die mit dem Oberkörper bei der Landung oder im ersten Galoppsprung danach nach vorne auf den Hals des Pferdes kippen und ihm den Job im wahrsten Sinne des Wortes erschweren. Hier hilft zumindest im Training die Sternengucker-Übung des britischen Top-Trainers Nick Turner: den Blick himmelwärts gewandt über Auf- und Absprünge hüpfen hilft, den Oberkörper zu stabilisieren, unnötiges Geschaukel zu minimieren.

Finalteilnahme
Die Ausschreibungen des CC Bern vom 3./4. Oktober sind bereits publiziert. Finalqualifizierte, die auch am Final teilnehmen wollen und können, vermerken bei ihrer Anmeldung bitte 'Teilnehmer Final Stilcup', da die Veranstalter ein eigenes Feld dafür vorgesehen haben.