Resultate: CIC*** (39 Gestartete); CIC** (37 Gestartete)
Fotos: Heinz Giesswein
CIC***: Jrina Giesswein und Thunder unterwegs zum 6. Rang (65.5 Pkte.)
7.9.09/cam. Der Titel mag ein klein wenig pathetisch klingen, aber es ist durchaus Grund zur Freude, wenn es wieder einmal einem Schweizer Paar gelingt, in die winzige Gruppe der aktiven und aktuellen helvetischen Dreisternpaare aufzusteigen. Wie in allen Sportarten spitzt sich die Leistungspyramide gegen oben scharf zu und zurzeit lassen sich die einsatzfähigen S-Paare in unserem Land an einer Hand abzählen. Jrina Giesswein, die bereits mit ihrem früheren YR-Championatspferd Irana zwei Dreistern-QR erritt, hat am vergangenen Wochenende gleich mit zwei Pferden den Übertritt in die nächsthöhere Stufe geschafft. Die hochbegabte, aber charakterlich ungemein delikate Hannoveranerstute Escuina, die vor ein paar Monaten in Laintal eine Einsternprüfung gewann, fegte bravourös und mit nur ganz wenigen Sekunden Überzeit über ihr erstes Zweistern-Gelände - und der zweistern-erfahrene Thunder, der letztes Jahr noch mit Bidets und einer Verletzung kämpfte, konnte seine Stärke - ein aus CC-Sicht schier 'endloses' Springvermögen - sowohl im anspruchsvollen Springparcours wie im mockigen Gelände ausspielen. Obwohl die Zeit in keiner Weise im Fokus stand und es beim ersten Mal primär darum ging, auf möglichst direktem Weg fehlerlos nach Hause zu kommen, verlor Thunder nur gerade 14 Sekunden und zeigte auch optisch, dass er keine Mühe hat, über mehrere Kilometer 570m/Min. zu galoppieren. Die beiden beendeten ihr Dreisterndébut auf dem hervorragenden 6. Platz und planen einen weiteren Einsatz auf dieser Stufe Ende Oktober in Cameri.
The flying Grey
CIC***: Jacopo Buss und Galant de Chevrel, 13. Rang (79.7 Pkt.)
Nur gerade drei der 39 gestarteten Paare schafften die Idealzeit von 6 Minuten und 7 Sekunden, ein Einziger auf die Sekunde genau: Jacopo Buss und Galant de Chevrel. Die beiden schienen sich richtig zu amüsieren auf der wunderschön gebauten Strecke und bewältigten alle Brocken mit Leichtigkeit. Galant gehört zu den wenigen Pferden, die auch aus hohem Tempo sehr sicher springen im Gelände. Umso ärgerlicher ist es bei so viel Talent im Cross, dass die beiden noch kein taugliches Rezept gefunden zu haben scheinen für das Parcoursspringen. Der riesige Springplatz - in der Schweiz würde er für ein Stadion-Military reichen - und die luftige Bauweise des 1.25cm-Parcours forderte generell erstaunlich viele Fehler auch bei routinierten Paaren, aber mit fünf Fehlern war dann leider auch das QR für Jacopo und Galant dahin. Immerhin kamen die beiden auch dank der stark verbesserten Dressurperformance in der Schlussabrechnung auf den achtbaren 13. Rang.
Anky-Land
Dreistern-Sieger Tim Lips gewann verdient mit 35.5 aus der Dressur, einem fehlerfreien Springen und nur etwas Zeit im Gelände, erstaunte aber doch mit seiner augenfälligen Rollkur-Demonstration. Nicht nur beim Abreiten für die Dressur, sondern auch während der ganzen halben Stunde Vorbereitung auf den Geländeritt war sein Pferd van Schijndels Concrex Owaola (der Speaker meisterte diesen Zungenbrecher brillant!) in der umstrittenen 'Brustbeiss-Haltung'. Lips soll tatsächlich Schüler von Altmeisterin Anky van Grunsven sein - und in deren Heimatland scheint sich offenbar niemand an dieser Reitweise zu stören.
Cross-Bau
Jacopo Buss und Galant über dem einladenden Sprung 1
Nach einigen Protesten von Reiterseite nach der letzten Austragung des Events in Breda hat nun offenbar der deutsche WM-Crossbauer Rüdiger Schwarz den Holländern etwas unter die Arme gegriffen. Auf jeden Fall herrschte einhellige Begeisterung bei Reitern und Fachleuten über die ganz im 'Hasenböhlerschen' Stil gebauten Hindernisse mit vielen Hecken- und Besen-Elementen als höchsten Punkten, abgerundeten Kanten und klar markierenden Absprunghilfen. Einzig die Tatsache, dass 15 von 27 Zweistern-Hindernissen identisch waren mit dem Dreisternekurs, gab etwas zu reden. Aber da die technischen Anforderungen bezüglich Wendungen und schmalen Hindernissen nicht allzu hoch waren, erforderte die Zweisternstrecke einfach etwas mehr Springvermögen als andere Geländeparcours dieser Stufe. Dies kam Jrina Giessweins Escuina sehr entgegen.
CIC**: 19. Jrina Giesswein, Escuina, 76.0, hier über Sprung 2
Die Stute hat zwar noch nicht ganz die stupende Vorderbeintechnik ihres Stallgenossen Thunder, verfügt aber über ähnlich beeindruckendes Springvermögen. Ihre in der Dressur liegende Hauptstärke demonstrierte sie in Breda allerdings erst auf dem Vorbereitungsplatz, wo ihre drei überragenden Grundgangarten, die an Peppermint erinnernde Taktreinheit und der gewaltige Raumgriff in allen Verstärkungen auch bei den erfolgsverwöhnten Holländern für Anerkennung sorgte. Im Viereck waren die vor allem durch den starken Wind bedingten akustischen und optischen Ablenkungsfaktoren jedoch so stark, dass die delikate Dame einige Lektionen verpatzte und - wie auch Jacopos Dressurtrainer Nico van de Ven bestätigte - mit doppelt so vielen Strafpunkten aus dem Viereck herauskam als ihrem Talent gemäss gewesen wären. Doch die in allen drei Disziplinen hoch talentierte Stute wäre laut ihrer Besitzerin gar nicht erschwinglich gewesen, wenn sie nicht diese charakterlichen Schwierigkeiten als Makel mitgebracht hätte. Das Verhalten rund um die Startbox zeigte, dass die Probleme zwar noch nicht gelöst - und vielleicht auch gar nie völlig lösbar sind - aber dass die Reiterin und ihr Umfeld auf dem richtigen Weg sind, mit den Schwierigkeiten umzugehen. Zumindest sei die Prognose gewagt, dass hier durchaus ein weiteres Pferd mit Dreisternpotenzial heranreifen könnte.
Big Size
In Holland scheint alles gross zu sein, die Pferde, die Sprünge, die Plätze, die ganze Infrastruktur, aber auch die Frauen (!) - da verwundert es nicht mehr, wenn auch die Walzen riesig sind, mit denen der Springplatz nach jeder Prüfung schön planiert wurde, damit auch das einzig Kleine, was wir in Holland antrafen, einen optimalen Rennboden antraf:
Unter feierlichen Klängen traten die Shettys zum 'Pony Grand National' an - nicht gerade über Beechers Brook, aber doch über regelrechte Hecken. Die déformation professionnelle als Stilfritz ereilte mich während des Gaudis und ich hatte sofort meine Favoritin erkoren: die rot-weisse Lady mit dem Füchslein war nämlich die einzige, die während beider Läufe perfekt im leichten Sitz blieb. Sie gewann die erste Ausscheidung ihrer Gruppe, erwischte einen guten Start im Finalumgang der sechs Besten (Foto!) und landete nur knapp geschlagen auf Platz 2. Die anderen Girls sassen teilweise so wild pumpend im Vollsitz mit Rücklage und fuchtelnden Händen auf ihren wauscheligen Flitzern, dass man sich unwillkürlich an einen Teil der Schweizer CC-Pony-Szene erinnert fühlte...
Four in Hand...
Neben zwei Events und unzähligen Spring- und Dressurwettbewerben fanden zeitgleich auch internationale Fahrprüfungen für 4-, 2- und 1-Spänner Ponys und Pferde statt. Viele Fahrhindernisse dienten denn auch als beeindruckende Kulisse für die CC-Hindernisse. Dass es sich da um eine Weltklasseveranstaltung handeln musste, bemerkten wir spätestens, als wir Werner Ulrich - der hier 1998 Weltmeister wurde - und Daniel Würgler (Foto) mit ihren tollen Vierspännern vorbeiflitzen sahen.