CC Kloten-Birchwil, 15./16.8.09

Ranglisten auf www.mybo.ch/kloten

Birchwil wird immer toller!

17.8.09/cm.Hocherfreulich, dass es innovative Landbesitzer wie die Familie Illi in Birchwil gibt, die bereit sind, nicht nur ihr Land zur Verfügung zu stellen, sondern auch Veränderungen vorzunehmen zugunsten des CC-Sports und sich langfristig für Verbesserungen und immer anspruchsvollere Prüfungen einzusetzen. Bei den allerersten Austragungen wurden die nicht ganz topfebenen Dressurvierecke und die Geländepiste am Hang noch stark kritisiert, inzwischen hat Crossbauer Stephan Döll mit einem guten Team eine Strecke gebaut, die allen Anforderungen an ein modernes Cross genügt. Von den Ausmassen ging er zwar nie ans Limit, aber die technischen Aufgaben in Zusammenhang mit der Topographie des Geländes sorgten durchaus dafür, dass nicht alle fehlerlos in der Zeit nach Hause brausen konnten.

In allen drei Kategorien trennte sich die Spreu vom Weizen und die TeilnehmerInnen konnten mit den richtigen Botschaften nach Hause fahren. Das darf ja durchaus auch einmal der Hinweis sein: "Probier's doch zuerst eine Stufe tiefer!" - oder wenn man in der untersten Stufe nicht zurecht kommt: "Intensiviere deine Ausbildung, geh ins Geländetraining, lass dich coachen" etc. So ist zum Beispiel SEC-Member Teresa Stokar klugerweise nicht wie angemeldet in der Stufe B3, sondern im B2 geritten und wird - so ist zu hoffen - nach der wenig begeisternden Performance vielleicht nochmals eine Stufe tiefer wieder einsteigen und intensiv an ihrem reiterlichen Können und an ihrer Fitness arbeiten, damit wieder Erfolgserlebnisse möglich werden. Eine etwas geduldigere und fachkompetentere Betreuung wäre dem begeisterten Mädchen zu gönnen.

Einzig in der Kategorie Jump Green dringen diese Botschaften beim heutigen Konzept noch nicht durch, wo völlige Greenhorns, die sich mit knapper Not im Sattel halten können und noch nie einen Baumstamm gehüpft haben, an jedem winzigsten Hindernisli zweimal halten und dann weiter reiten können. Hier wird die an sich nette Idee, auch Rösseler aus anderen Sparten 'gluschtig' zu machen, ins Gegenteil verkehrt, der CC-Sport lächerlich gemacht, zum Kinderspiel für jeden degradiert, der schon einmal im Kinderzoo ein Pony gestreichelt hat. Aber vielleicht wird das Konzept ja überdacht und nächstes Jahr in verbesserter Form neu lanciert?

Stimmige Anforderungen
Die Kunst der Verantwortlichen besteht ja immer wieder darin, stimmige, angemessene Anforderungen zu stellen in allen drei Disziplinen. In einer B1-Dressur müssen die Pferde keinen hohen Versammlungsgrad zeigen, im Parcours noch keine Häuser springen und im Gelände weder ultraschnell sein noch Kombinationen mit delikaten Wendungen und schmalen Sprüngen überwinden. Aber an den Hilfen stehen sollten sie, Gas, Bremse und Steuerung sollten in allen drei Disziplinen leidlich funktionieren. Dieses Anpassen des Schwierigkeitsgrades an die drei Basiskategorien gelang dem Team in Birchwil ausgezeichnet, wie auch die Ranglisten und Fence-Reports zeigen. Auf jeden Fall darf man optimistisch auf die ehrgeizigen Pläne blicken, die das OK für die Zukunft in Kloten hegt - Fernziel soll ja die Austragung einer Schweizermeisterschaft Elite sein, eine höchst begrüssenswerte Idee!

Anforderungen an Stimmen
Damit niemand meint, der scharfzüngige Kritiker sei nun völlig von Altersmilde durchtränkt, sei doch noch auf ein marginales Optimierungspotenzial hingewiesen: die Speakerei ist in Birchwil alljährlich etwas anstrengend. Gut gemeint, aber mit einem Hang ins Stereotype, Pathetische und Kitschige. Wenn einem eine unwirsch-barsche Männerstimme die nach 'eigentlich stinkt mir der Job' klingt, 7498mal an einem Wochenende den Satz entgegenwirft "S'Gloggezäiche isch ertönt..." - ein Satz notabene, der nicht einmal Schweizerdeutsch ist, denn "ertönen" tut im Dialekt gar nichts; und wenn man zum hundertsten Mal von einer gefühlvoll-hauchigen, idealen Altersnachmittag- oder Kindermalwettbewerb-Märchentantenstimme hört, dass sie auf dem Turm, gesponsort von X sitze und dieses superschöne Cross an diesem superschönen Tag kommentieren dürfe und dass der supererfahrene Superreiter Y auf dem Superpferd Z jetzt dieses Supercross reite nach einer Superdressur und einem Superspringparcours und dass die Resultate sofort von der Superauswertung super ausgewertet würden, dann kriegt man irgendwann Lust auf Ohrenstöpsel. Nichts gegen Ehrenamtlichkeit in allen möglichen Bereichen, ein CC-Turnier wäre ohne Freiwillige gar nicht finanzierbar, das ist mir auch klar - aber ich meine, dass der Beitrag eines guten Speakers und guter Musik zur Stimmung eines Turniers nicht unterschätzt werden sollte - und dass auch die Ansagerei ein Job ist, den man lernen kann und sollte. Das heisst nicht, dass dann jeder den feierlichen Unterton von Dagobert imitieren muss, der jedem Reiternamen diese gewisse pathetische Weihe geben kann. Man muss auch nicht so tun, wie wenn das Jump Green im hinteren Chlapfbodenalptal die CSI-Züri-Knockout-Welle wäre, aber so die gute Mischung von Frische und Dynamik, die jedem Teilnehmer das Gefühl gibt, dass er jetzt für ein paar Augenblicke im Zentrum des Geschehens stehe und die schnelle, nüchterne, möglichst schlackenfreie Information über das sportliche Geschehen, wenn möglich für weniger fachkundige Zuschauer angereichtert mit gezielter Fachinformation (aber nicht der Farbe des Pferdes, die ausser den Blinden alle sehen!) wäre auch an einer ländlichen Veranstaltung erwünscht. Wenn das Ganze dann noch ohne das unsägliche Vereins-Geplapper daher käme mit der permanenten Dankerei, die rasch einmal kontraproduktiv wirkt für die, denen da zum hundertsten Mal mit denselben Floskeln gedankt wird, weil das Geseife auf den Geist geht, dann würde bereits Freude herrschen.

Und dazu muss man nicht einmal Spitzenprofis aus fernen Landen anheuern, es wäre alles bis zu einem gewissen Grad lernbar - und es gibt auch in helvetischen Landen durchaus Leute, die das recht professionell machen. Die hohe Schule der Speakerei beginnt dann erst bei unverhofften Ereignissen wie Stürzen und Prüfungsunterbrüchen. Hier gilt es, so rasch und so nüchtern wie möglich zu informieren, ob Reiter und Pferd wieder auf den Beinen sind, ob Hindernisse repariert werden müssen etc. Hier die richtige Tonlage und die richtigen Worte zu erwischen, zeichnet dann den Profi aus. Aber in Kloten wäre schon Stille zwischendurch ein Segen...

Coaching
Wie die steigende Nachfrage und die Leistungen der Teilnehmer zeigen, ist das Coaching-Angebot, das von den Regionalverbänden nurmehr im OKV aufrecht erhalten wird, durchaus eine gute Sache. Head-Coach Jrina Giesswein betreut die ihr anvertrauten Schützlinge ausgezeichnet und heuert auch weitere Fachleute an, die bereit sind, mit den Einsteigern das Gelände abzugehen, Tipps beim Anreiten für die drei Teilprüfungen zu geben und auch sonst Hilfe zu leisten, wo sie gewünscht wird. Auch auf den höheren Stufen wird immer wieder nach solchen Coaching-Dienstleistungen gefragt, da wir in unserem Sport selten das Glück haben, dass uns unsere Privattrainer auch ans Turnier begleiten. Und wer seinen ersten Auftritt in einer höheren Kategorie hat, ist immer wieder ein 'Einsteiger' und oft froh um die Unterstützung durch routinierte Fachpersonen. Selbstverständlich kann man sich einen Coach privat organisieren und bezahlen, aber es wäre schön, wenn die Regionalverbände das Angebot mit organisatorischer und finanzieller Unterstützung schweizweit auf alle Basiskategorien erweiterten und die Disziplinleitung sich etwas Ähnliches für das Coaching an internationalen Prüfungen einfallen liesse. Wenn nicht, wird wohl einmal mehr der SEC die Initiative im internationalen Bereich ergreifen müssen.

 

Sechste Qualifikationsprüfung im Stilcup Wegelin & Co B2

Stilrangliste - Finalqualifizierte

Vorteil für die beiden Stilexperten (diesmal unterstützte mich die international erfolgreiche CC-Reiterin Jrina Giesswein) war das coupierte Gelände von Birchwil, das schonungslos alle Balance-Probleme von Reitern und Pferden sichtbar machte, kleiner Nachteil war, dass nur ein Teil der Strecke von einem Punkt aus eingesehen werden konnte. Die Stil-Stars waren diesmal allen voran Olympiareiterin Jenny Eicher, die mit ihrem Garschino die Traumnote 9 erritt und auch mit Zweitpferd Bantrybay Fashion Show mit einer 8 unter die 5 Besten gelangte. Die wichtige Botschaft lautet hier: 'Gutes, effizientes, stilsicheres, ausbalanciertes Reiten mit ruhigem Körper, richtig platziertem und wenn nötig energisch einwirkendem Bein und einer immer klar und sparsam kommunizierenden Hand hilft jungen CC-Pferden ungemein, ihren 'Beruf' kennen und lieben zu lernen!'

Mit einer verdienten 8.5 ritt die frisch gebackene Bereiterin Sue Meerson mit Amant auf Stilplatz 2. Die attraktive Sue konnte sich allerdings trotz der schönen Geländerunde nicht erholen davon, dass ein Dressurrichter ihre Vorführung zwar schlecht bewertet, aber unten aufs Blatt gekritzelt hatte 'Schönes Pferd!'

Dritte wurde mit 8.0 die immer wieder mit ihrem ruhigen Oberkörper, ihrer guten Hand und den fast unsichtbaren Hilfen beeindruckende Rebekka Wermuth mit Ilona. Wenn die Reiterin den Hauptkontaktpunkt noch vom Knie auf den Unterschenkel verlagern kann im Sprung, ist sie fast nicht mehr zu schlagen.

Verdient auf den fünften Platz - ebenfalls mit einer satten 8.0 - ritt Monika Schürmann den erfahrenen DD Black Magic. Natürlich ist es leichter, gut auszusehen auf einem völlig routinierten Pferd, das selbst die Sprünge sucht, sich selbständig in die richtige Absprungzone hinein manövriert und sich sogar gegen störende Handeinwirkung durchsetzt und den Reiter bei allfäligem Balanceverlust wieder in den Sattel zurückbugsiert. Auch solche Bilder gab es natürlich und dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Reiter sich dessen bewusst ist, wie viel er dem Pferd zu verdanken hat und wie viel noch zu lernen ist.

Umgekehrt konnte die sonst sehr stilsicher reitende Prüfungssiegerin Eveline Bodenmüller mit dem hochbegabten jungen Waldmann noch nicht ganz vorne mitmischen in dieser Stil-Qualifikationsrunde. Noch ist der dynamische Youngster zu frech, zu quirlig und zu wenig lang im Geschäft, als dass er schon perfektes Stilreiten erlaubte. Aber - dessen bin ich überzeugt - von diesem Paar wird man noch hören.

Die Finalliste wird länger...
Da vier der fünf Besten sich bereits in früheren Prüfungen für den Final qualifizierten und auch die sechstplatzierte Romina Sutter und die achtplatzierte Steffi Mylius bereits dabei sind, und da schliesslich alle mit der gleichen Punktzahl auch über den 5. Platz hinaus finalberechtigt sind (die Rangierung in der Stilwertung bei gleicher Punktzahl ergibt sich aufgrund der besseren Position im normalen Prüfungsklassement) rutschten folgende Klassierte nach ins Feld der Finalteilnehmer (alle mit der Wertnote 7.5):
- Andrea Erne mit Ballyaltons Lough Eske,
- Barbara Spejchalova
mit Torino
- Jacopo Buss mit Wellview Flame
- Kurt Hasenfratz mit Kvinsis
- Pia Menzi mit Lothard
- Sandra Seidinger mit Commander

Vom 'Fleischtransport' zum Reitsport
Noch nicht den Anforderungen an pferdefreundliches und stilsicheres CC-Reiten entsprachen die doch recht vielen Teilnehmer, die bereits bei der ersten Steigung nach Sprung 3 schwer im Sattel sassen und mit wilden Gesässbewegungen das Pferd den Hang hinauf hetzten, dazu lose Zügel und wild gestikulierende Hände. Generell wird für unseren Geschmack zuviel ausgesessen und hier möchten wir wieder einmal ein ganz grundsätzliches Signal geben:

CC-Reiten ist nicht 'Fleischtransport', sondern ein Sport, der gewisse athletische Forderungen an die Reiter stellt.

Wer nicht fähig ist, seinen Hintern wenigstens für 5 Minuten aus dem Sattel zu heben, wer beim Stehen in den Bügeln nicht mehr oder nicht genügend treiben kann mit den Schenkeln, wer absitzen muss, damit er überhaupt anklopfen kann mit den Absätzen, der sollte ganz dringend gezieltes Fitnesstraining absolvieren. Das gilt für 35-Kilo-Ponygirls genau so wie für 100-Kilo-Brummer: Aussitzen und das Pferd dazu animieren, vor dem wild wackelnden und weit hinten platzierten Gewicht zu fliehen und es solcherart durch die Prärie rauf und runter zu jagen, ist definitiv nicht 'the fine art of cross country riding'. Noch übler aber ist es meines Erachtens, wenn diese plumpe Absitzerei und das wilde Geschiebe und Gewurge mit Gesäss und Oberkörper sogar noch gelehrt wird von selbst ernannten Ausbildern, die weder über einen namhaften reiterlichen Leistungsausweis noch über reitpädagogische Ausbildung verfügen. Wer sich je im internationalen Spitzensport umgesehen hat, weiss, dass der Vollsitz im Gelände meist nur als Notmassnahme eingenommen wird, wenn ein Pferd stolpert, strauchelt, zögert - und in der Regel nur für Sekundenbruchteile. Andererseits ist zuzugeben, dass auch im Ausland in Basisprüfungen dieses Vollsitzgeschiebe unfiter Reiter anzutreffen ist - was ein schwacher Trost und kein Grund ist, nicht energisch dagegen anzukämpfen.

Ebenfalls noch bei vielen optimierbar ist die Führung: einigen würden wir am liebsten die 'Zügelbrücke' verordnen, also beide Zügel übereinander gelegt mit beiden sich berührenden Fäusten fassen und dieses 'Päckli' erst am Ziel wieder öffnen. So könnten die vielen einseitigen Zügelinterventionen vermieden werden, die das Pferd aus der Balance reissen, was am Sprung dann durchaus zum Anhängen mit oder ohne Sturzfolge führen kann.

Ein kleineres, aber in höheren Kategorien dann durchaus relevantes Problem ist die Oberkörperposition bei Sprüngen mit tieferer Landestelle. Hier sieht man immer noch manche Reiter, die mit dem Oberkörper bei der Landung oder im ersten Galoppsprung danach nach vorne auf den Hals des Pferdes kippen und ihm den Job im wahrsten Sinne des Wortes erschweren. Hier hilft zumindest im Training die Sternengucker-Übung des britischen Top-Trainers Nick Turner: den Blick himmelwärts gewandt über Auf- und Absprünge hüpfen hilft, den Oberkörper zu stabilisieren, unnötiges Geschaukel zu minimieren.

Finalteilnahme
Die Ausschreibungen des CC Bern vom 3./4. Oktober sind bereits publiziert. Finalqualifizierte, die auch am Final teilnehmen wollen und können, vermerken bei ihrer Anmeldung bitte 'Teilnehmer Final Stilcup', da die Veranstalter ein eigenes Feld dafür vorgesehen haben.

Bad News: fotoloses Wochenende!
Da unsere Profi-Fotografin selbst unentwegt im Sattel sass und ich selbst nicht über das entsprechende Talent verfüge und auch eine gute Ausrede habe, da ich brav und fleissig als Hilfs-Coach tätig war, haben wir keine aktuellen Birchwiler-Fotos anzubieten. Damit die Textflut doch noch etwas aufgelockert wird, hier zumindest die in der Kat.B3 klassierten SEC-Members mit Archiv-Fotos:



1. Esther Andres, Induc, 45.1 (hier in Ganderkesee 2005)


2. Tamara Acklin, Lutine de Brenil, 49.4 (hier in Frauenfeld 09)


3. Tamara Acklin, Haya, 55.4 (hier in Bern 09)


4. Alexandra Dopple, Arissa, 55.4 (hierauf der Hardwiese 09)


6. Jasmin Gambirasio, Duke Of, 57.4 (hier in Baar 09)


9. Kuki Schärer, Pinhead, 58.6 (hier in Cameri 08)


10. Urs Wächter, Ambri du Pichoux, 60.7